Berufs- und Studienorientierung am Gymnasium

(Stellungnahme zu einer Entwurfsfassung der Behörde laut Vorstandsbeschluss vom 01.07.16 – pdf)

Stellungnahme der Lehrerkammer zum Diskussionsstand der Weiterentwicklung der BOSO/Gy

Die Lehrerkammer begrüßt die Ziele der Behörde, BOSO an Gymnasien mit stärkerer Wirksamkeit auszustatten. Dies ist sinnvoll und plausibel. Sie sieht jedoch in dem vorgestellten Arbeitskonzept folgende kritische Punkte:

  • In Sek II werden lt. Planung 34 Ustd. für die BOSO verpflichtend. Eine Wochenstunde pro Schuljahr hat fast eben so viel Ustd. (38 Ust.): Es handelt sich praktisch um die Einführung eines neuen Zwei-Stunden-Faches für die Laufzeit eines Halbjahres. Die Lehrerkammer sieht nicht, wie dieser Umfang realisiert werden kann – weder im bestehenden Unterrichtsumfang (s. nächster Punkt) noch durch zusätzliche Stunden (Belastung der SchülerInnen; Notwendigkeit der Einstellung neuen Personals).

  • Die BOSO soll an die festen Lerngruppen der Oberstufenprofile angedockt werden, was pädagogisch sinnvoll ist. Nach der Schwächung der Profile durch die Verpflichtungen des Zentralabiturs nimmt die BOSO fachliche Lernzeit: Sie ersetzt je nachdem das Seminarfach für etwa ein Halbjahr wird (=25% des Umfangs) oder rund 11% der Unterrichtszeit im zentralabiturrelevanten Profilfach. Unterricht in inhaltlicher Abstimmung über die Profilfächer hinweg wird unmöglich – die Profiloberstufe wird faktisch abgeschafft. Das ist zumindest so zu benennen, wenn es denn gewünscht wird.

  • SchülerInnen wählen oft kein Profil, in dessen Bereich sie beruflich tätig werden wollen, sondern eines, in dem sie leistungsstark sind. Das sollte stärker berücksichtigt werden.

  • Für die BOSO im Profilbereich müssen viele KollegInnen fortgebildet werden. So entstehen Konflikte um die 30 Fortbildungsstunden, die zum Teil durch Entwicklungsziele der jeweiligen Schulleitungen bestimmt werden (z. B. SchILF), zum anderen Teil immer auch der individuellen Entwicklung der Lehrkräfte dienen müssen (analog HmbBiUrlG 1 (3)).

  • Die individuelle Beratung der SchülerInnen braucht zusätzliche Arbeitszeit. Diese ist im gegenwärtigen Konzept nicht hinterlegt. Die Lehrerkammer fordert entsprechende Erhöhung der F-Stunden-Zuweisungen für die Durchführung der BOSO (wie generell für alle von der Behörde neu zugewiesenen Funktionsaufgaben).

  • Das Rahmenkonzept der Behörde wird – wie schon bei den analogen Entwicklungen an den StS – die bestehenden schulischen Konzepte zerstören – auch die gut funktionierenden. Für sie sollte daher im Konzept größere Offenheit gelten.

pdf: LKSt_160701_Boso-Gym